Samstag, 26. Dezember 2015

Brombeerplantage am Bahnübergang

Wie wohltuend es ist ist, nach Jahren des Rohbaus, des Gleisverlegens sowie der Beschäftigung mit Elektrik und Elektronik endlich zur Ausgestaltung der Miniaturwelt zu kommen, ist den letzten Blogposts schon zu entnehmen gewesen. Sicher ist der FREMO-Betrieb ein wichtiger Faktor für die Motivation, wenn es um ein so großes Projekt wie den Nachbau unseres Bahnhofs geht – aber mit der Zeit wird man der kargen, ungestalteten Oberfläche überdrüssig, wenn auf FREMO-Treffen wunderbar gesupertes und gealtertes Rollmaterial durch unsere Sperrholz-Gips-Wüste fährt und andere Module mit wunderbar harmonisch gestalteten Gebäuden und Landschaften Blicke und Kameras auf sich ziehen. Es wird also höchste Eisenbahn, dass die eine oder andere Partie des Bahnhofs nach über zehn Jahren Bauzeit einen mehr oder weniger fertigen Eindruck ergibt und damit Motivation für die vielen Quadratmeter Landschaft erzeugt, die es noch auszugestalten gilt.

Genug der Vorrede, jetzt soll es ans Eingemachte gehen. Oder vielmehr ans frische Obst, denn rund um den Bahnübergang der Rommeröder Straße am westlichen Bahnhofskopf wuchern wilde Brombeerbüsche. Ein aktuelles Foto von Matthias zeigt den Bahnübergang heute. Sicherlich war es dort zu den Hochzeiten der Eisenbahn – unserer geliebten Epoche III – nicht so zugewuchert, doch das Fotos soll als Anregung für die Gestaltung der Vegetation auf unserem Modell durchaus hilfreich sein.


Mit der Nachbildung von Brombeerranken habe ich mich schon ein paarmal beschäftigt und unterschiedliche Wege versucht. Hier in Walburg soll die Methode zur Anwendung kommen, die ich vor kurzem auch an anderer Stelle beschrieben habe. Weil diese Quelle aber nicht öffentlich zugänglich ist, folgt hier eine kurze Beschreibung:

Ale wesentliches Grundmaterial für die Nachbildung der Büsche und Ranken wird Deco-Twister (auch als Wooly bezeichnet) verwendet. Es handelt es sich um eingefärbte Kunststofffasern, die fein gekräuselt sind und als Sisal-Ersatz angeboten werden. Trotz langer Recherche habe ich das Material immer nur bei Blumen- oder Dekorationsbedarf in den Niederlanden oder Belgien finden können. Da es sich aber auch für den Baumbau und für alle Arten von Bodendecker eignen soll, habe ich mir einige Beutel bestellt, damit das Porto den Warenwert nicht übersteigt.

Für die Brombeeren habe ich Fasern in Grün, Bordeaux und Lila bestellt. Von jeder Farbe habe ich ein paar Fasern genommen und immer wieder auseinandergezogen und verknäult. Da die Ranken von Brombeeren nicht immer nur dunkelrot, sondern manche auch grün sind, eine Mischung erstellt, die rechts zu sehen ist.


Aus der Mischung werden ein paar Fasern herausgenommen und gerichtet, so dass sie in der Mitte gehalten werden können, aber seitlich etwas unregelmäßig überstehen.


Die Mitte wird dann solange verzwirbelt, bis die Fasern in der Mitte umknicken und sich dann der Ansatz eines Zopfs ergibt.


Und fertig ist der »Rohbau« einer Brombeerpflanze, die dann einzeln in die vorbereitete Landschaft »gepflanzt« werden.


Hier soll nun also die neue »Brombeerplantage« angelegt werden. Rund um den Bahnübergang ist das Gras bereits aufgebracht. Schranken und Adreaskreuze wurden vorsorglich demontiert, um sie beim hantieren nicht zu beschädigen. Lediglich der Telegrafenmast bleibt stecken, denn sein Fundament im Boden würde man anschließend nicht mehr finden.


Mit einer Sonde aus dem Zahnarztbesteck wird für jedes Büschel ein Loch in die Oberfläche getrieben, das anschließend mit Alleskleber aufgefüllt wird. Da hinein wird dann ein Büschel gesteckt. Nach und nach werden weitere Büschel eingeklebt, bis sich die gewünschte Größe und Form ergibt.


Wenn der Kleber abgebunden ist, werden die Fasern mit einer Sonde auseinandergedrückt und in Form gebracht. Einzeln abstehende Fasern können mit einer kleinen Schere gekürzt werden. Damit die gewünschte Ferm erhalten bleibt, können die Büsche mit Haarspray fixiert werden.

Die Belaubung erfolgt anschließend in zwei Schritten: Zuerst wird verdünnter Dispersionskleber, den wir auch für Grasfasern verwenden, mit einem weichen, flachen Pinsel leicht auf die Fasern verteilt. Darauf wird dann feines, dunkelgrünes Turf gesiebt. Dieser Vorgang kann nach einem ersten Absaugen wiederholt werden, um möglichst alle Fasern mit dem Turf zu erwischen. Sollten einzelne Fasern immer noch unbelaubt sein, so können diese einfach abgeschnitten werden.


Beim zweiten Arbeitsgang wurde wieder der Kleber aufgebracht, diesmal auf die zuvor aufgeklebten Flocken. Darauf werden dann dunkelgrüne, feine Blätter von Polak gestreut. Hier ist nun der fertige Brombeerbewuchs zu sehen. Inzwischen sind auch weitere Büsche rund um den Bahnübergang gepflanzt worden. Die Ansätze rund um die Büsche wurden nochmals mit Grasfasern ergänzt, so dass das Gras fast in die Büsche hineinwächst. Schließlich wurden auch Schranken, Andreaskreuze und die Peitschenlampe eingesteckt, um einen Gesamteindruck dieser Partie zu erhalten, den die Weihnachtssonne schön ausgeleuchtet hat.