Sonntag, 29. Januar 2023

Doch noch nicht über'm Berg

Pandemiebedingt musste das geplante FREMO-Treffen und damit der Einsatz von Walburg kurzfristig abgesagt werden, so dass derzeit noch keine neuen Fotos des Bahnhof im Betrieb präsentiert werden können. Doch da es hier im Blog im Wesentlichen um den Bau geht, soll diesmal die weitere Detaillierung des Ablaufbergs im Mittelpunkt stehen. Der Ablaufberg, der wahrscheinlich in den 1920er-Jahren entstand, ist offenbar mehrfach umgebaut oder saniert worden, wie seine Seitenwände aus unterschiedlichem Material vermuten lassen. Während der Auslauf zur Gleisharfe Seitenwände aus Beton hat, besteht der mittlere Teil mit behauenen Quadern aus Sandstein, und der Anfang des Eselsrücken neben dem Lokschuppen besteht aus unregelmäßigem Bruchstein, der entsprechend grob verfugt ist. Diese unterschiedlichen Materialien sind bereits seit langem in die MDF-Bekleidungen mittels Lasers eingraviert. Das hat unser Mitstreiter Heiner von Bünnig-Modellbau erledigt. Die farbige Gestaltung der Betonwände wurde bereits vor einige Zeit im Blogbeitrag Farbspiele beschrieben. Bevor es an die Nachbildung der Natursteinwände gehen sollte, hatte Matthias sich Gedanken um die Geländer gemacht, die das Gleis auf dem schmalen Eselsrücken seitlich einfassen. Um dem Vorbild möglichst nah zu kommen, werden die Geländer aus flachen Ätzteilen gefertigt, die dreidimensional ergänzt werden. Als Grundlage wird das Ätzgeländer von H0fine verwendet, auf das ein L-Profil als Handlauf aufgelötet wird. Diese kann dann am Ende so gebogen werden, wie der Anlauf auch beim Vorbild aussah.

Das Geländer wurde in Walburg seitlich von außen in der Wand verankert, so dass jeweils noch Verlängerungen an die senkrechten Geländerpfosten angelötet wurden, bevor die einzelnen Teile dunkel mit der Airbrush lackiert wurden.

Nachdem ein erstes Probestück montiert werden konnte, wurde die gesamte Länge in Angriff genommen. Hier sieht man auch die diagonalen Streben nach innen zur seitlichen Abstützung des Geländers, die zuvor auch noch angelötet wurden.
Matthias kämpft hier mit dem sperrigen Geländer bei der Montage, da es erst vor Ort an die Ausrundung des Berggleises angepasst werden konnte. Es wurde zunächst nur mit Sekundenkleber geheftet. Wegen der Spannung, die durch das Biegen entsteht, muss diese Befestigung aber nochmals überarbeitet werden.
Hier zeigt sich nun der erste längere Abschnitt mit montiertem Geländer zum Bahnsteig hin.

Da auf der Seite zum Bw auf dem Scheitel des Berges eine kleine Hütte als Arbeitsplatz des Bergmeisters diente, hat Matthias hier mit einem kleinen Volumenmodell aus Styrodur schon mal Maß genommen, um es passend nachzubauen.

Beim nächsten Basteln zog er dann als Überraschung die kleine Holzbude samt Treppe aus einer Schachtel. Der Nachbau erfolgte aus Polystyrol, das passend dunkelbraun lackiert wurde. Das Dach entstand aus dem Bremserhaus eines Güterwagens – wie wahrscheinlich beim Vorbild auch. Auf dem Foto lässt sich auch noch erkennen, dass die seitliche Abstützung des Geländers aus der Bw-Seite anders ausgeführt ist. Um dem Personal am Berg zu ermöglichen, unfallfrei an den Wagen entlangzugehen, sind die schrägen Abstützungen hier außen mit bogenförmigen Streben angebracht.
Wie man auf dem Bild oben erkennen kann, waren die Seitenwände unregelmäßig grau grundiert. Die einzelnen Steine sollten dann mit verschiedenen Farbnuancen angelegt werden. Dazu habe ich eine Reihe verschiedener Farben von Vallejo verwendet, die etwas kräftiger als die Färbungen des Vorbilds sind, aber durch entsprechende Behandlungen dann noch etwas »abgedämpft« werden.
Hier ist die erste Farbe auf einzelne Steine aufgebracht. Da der linke Teil mit den quaderförmigen Steinen auch eher gleichmäßig gefärbt war, sollen hier nicht so viele unterschiedliche Farben wie im rechten Teil mit den teilweise unbehauenen Steinen zum Einsatz kommen. Entsprechend unterschiedlich ist die Dichte der Bemalung. Die Vallejo-Farben wurden nochmals etwas mit Wasser verdünnt und dann mit einem feinen Pinsel aufgebracht. Dabei entsteht zusätzlich eine Varianz, da das Verdünnungsverhältnis nicht immer exkat dasselbe ist. Zu genau muss man dabei nicht vorgehen, denn die Fugen werden nachher nochmals behandelt.

Die Fotos dieser Serie habe ich übrigens auf dem hochkant stehenden Modul aufgenommen, so dass die Farben oben in der Mitte nicht an der Wand kleben, sondern auf dem Arbeitstisch stehen. Aber so bin ich leichter an die Wände herangekommen. ;)
Während die linke Seite mit drei bräunlichen Tönen vollständig gefüllt ist, zeigen sich rechts noch Lücken. Diese werden mit einem beigen und einem dunkelgrauen Ton gefüllt.

Als nächster Arbeitsgang wird ein sehr dünnes, schwarzgraues Washing aufgebracht, das am Fuß der Mauer etwas stärker aufgetragen wird.

Und nach dem Trocknen kommt ein weiteres Washing aus Grau und Beige. Das wird von den erhabenen Stellen abgestreift, so dass es sich vor allem in den Fugen sammelt, aber insgesamt auch den Eindruck eines Dreckschleiers hinterlässt.

Als letzter Arbeitsgang wurden dann die Kanten der Steine durch Trockenmalen (Drybrushing) mit Ocker hervorgehoben, um den plastischen Eindruck zu verstärken. Da der Effekt aus diesem Winkel nicht so gut zu erkennen ist, folgen noch ein paar weitere Aufnahmen dieses Zustands.

Unschwer ist zu erkennen, dass das Geländer die Berührungen mit den Pinseln nicht so gut überstanden hat und sich die Verklebungen gelöst haben. Das muss also als nächstes gerichtet werden, so dass danach – analog zur Betonwand – feine Verlaufsspuren von den Geländerstützen und den Fugen der Abdecksteine die Wand hinunter angebracht werden können.

Die Hütte des Bergmeisters hat in diesem Zuge auch gleich Spuren der Verwitterung erhalten. Neben den dunklen Washings kamen noch Staub-Pigmente auf dem Dach und den Stufen zum Einsatz.

Dieses Abschlussfoto zeigt die Wand zum Bw. Da sich diese auf der Nordseite befindet, wurden hier am Fuß mit grünem Washing Moose und Algen angedeutet, die demnächst noch mit ein paar Büscheln Unkraut ergänzt werden. Vorn sind die verschmutzte Grube und das Fundament des Wasserkrans zu erkennen. Den habe ich vorsichtshalber demontiert, um besser an die Mauer heranzukommen.

Jetzt kann auch das Berggleis fertig verwittert werden, genauso wie die Bahnsteiggleise, die auf diesem Segment ebenfalls nocht nicht eingefärbt sind. Es bleibt noch viel zu tun …