Samstag, 2. September 2017

Alles im Lot – Begrünen am Hang

Diesmal soll es etwas praktisch werden, denn es geht um ein Problem des elektrostatischen Begrasens, das viele Modellbahner kennen, die sich nicht auf flache Landschaften beschränken. Da die elektrostatisch aufgeladenen Grasfasern immer senkrecht zur Oberfläche stehen, wenn sie in den Kleber geschossen werden, entspricht das nicht dem natürlichen Wuchs von Gras an einem Hang. Das Gras sucht sich wie alle Pflanzen den Weg nach oben und richtet sich lotrecht aus. Ich habe meinen eigenen Weg entwickelt, wie ich das einigermaßen glaubhaft hinbekomme, und den möchte ich hier beschreiben.

Ausgangspunkt ist diese Böschung in Walburg, die eine Grundbegrünung aus hauptsächlich niedrigen Fasern erhalten hat. Die Faserlänge beträgt überwiegend 2 mm, es sind aber weitere Fasern mit 1 und 4,5 mm Länge ziemlich lückig aufgebracht.



In die Lücken wird zunächst mit einem kleinen, spitzen Pinsel Größe 0 oder 1 der Kleber aufgetupft. Dabei ist die Fläche, die in einem Zug begrünt werden kann, von der Abbindezeit des Klebers abhängig, denn die Fasern müssen natürlich noch in den offenen Kleber geschossen werden. Da die Böschung eher trocken ist und dort nicht gemäht wird, besteht die Mischung aus vorwiegend beigen und braunen Fasern mit einer Länge bis zu 6 mm. Nach dem Beschießen werden die losen Fasern gründlich abgesaugt. Dabei wird mit einem Blasebalg, der eigentlich für die Kamerareinigung gedacht ist, seitlich gegen die Fasern gepustet, so dass die klebenden Fasern gleichzeitig auch gegen den Hang gedrückt werden und eine lotrechte Position einnehmen. Solange der Kleber nicht abgebunden hat, kann man mit dem Blasebalg die Stellung der Fasern berührungsfrei formen. Die überschüssigen Fasern werden mit einem Strumpf vor dem Saugrohr aufgefangen und gleich wieder verwendet. Nachdem der Kleber völlig abgebunden hat, sauge ich noch mehrfach über die Fläche, so dass möglichst keine losen, quer liegenden Fasern zurückbleiben.

Heute möchte ich erstmals ein kleines Video mit den entsprechenden Arbeitsschritten zeigen:



So sieht die Böschung mit dem langen, lotrecht stehenden Gras anschließend aus.



Da der Bewuchs an Böschungen im Spätsommer oft Rispen und kleinere Blätter ausbildet, sollen die Spitzen der langen Fasern mit farblich passendem Bodenflock versehen werden. Hierfür werden die Spitzen mit einem breiten und weichen Flachpinsel ganz leicht mit Kleber bestrichen. Anschließend wird der Flock über die Fläche gesiebt, die dann wiederum gründlich abgesaugt wird. Zurück bleibt nur noch der Flock, der an den Grasfasern klebt. Als Zugabe soll auch dieser Vorgang im Video gezeigt werden:



Der trockene Bewuchs der Böschung hebt sich damit von der Wiese dahinter ab, die auf natürlich gewachsenem Boden etwas saftiger ist und ab und zu von Bauer Göbel gemäht wird. Der Bereich vor dem Feldweg hat bislang erst seine Grundbegrünung erhalten und kommt demnächst an die Reihe.



Es folgen nun einige Bilder vom aktuellen Stand der Begrünung in diesem Bereich. Zunächst ist hier Bauer Göbel auf seinem Ferguson TE zu sehen, wie er an der trockenen Böschung vorbei fährt.



Es folgen zwei Perspektiven aus der Vogelschau über den östlichen Bahnhofskopf von Walburg. Das Grün hat sich nun schon weit ausgebreitet, allerdings fehlen noch Büsche und Bäume.



Wir wechseln nun mit Bauer Göbel auf die nördliche Seite der Bahn, wo er einige Wiesen gepachtet und eingezäunt hat, da dort ab und zu Vieh steht.


Am höchsten Punkt verlassen wir nun den Bahnhof Walburg, jedoch nicht ohne zuvor noch einen Blick auf die unterschiedlich »grünen« Bereiche geworfen zu haben.