Sonntag, 26. August 2018

In der Baumschule – der Birkenhain entsteht

1. Vorbemerkung: Dieser Beitrag ist ziemlich lang geworden. Ich habe mich entschieden, ihn nicht zu teilen, damit er im Ganzen immer wieder auffindbar ist.

2. Vorbemerkung: Auch wenn unser Arbeitsraum in einer ehemaligen Dorfschule ist, so soll der Titel keine Anspielung darauf sein, geht es doch vielmehr um die Herstellung einer größeren Zahl an Modellbäumen.


Was in einem Lageplan des Bahnhofs Walburg von 1923 romantisch als »Birkenhain« bezeichnet ist, war bereits in den 1960er-Jahren eine hohe Wand aus Birken und anderen Gewächsen. Um diese recht große Fläche im Modell auszugestalten, haben wir uns entschieden, Modellbirken des polnischen Herstellers MBR model zu verwenden. Diese werden als fertig belaubte Handarbeitsmodelle mit verschiedenen Höhen in einer recht guten Qualität angeboten. Insgesamt kommen so über 50 Birken in den Höhen zwischen 6 und 22 cm zum Einsatz, vor allem als sog. Waldbirke, also mit hohem astfreien Stamm. Allein die Menge der benötigten Bäume hätte im Selbstbau eine Menge an Zeit benötigt, die durch die Fertigmodelle eingespart werden konnte. Die Bäume werden gut und transportsicher verpackt in Kunststoffzylindern geliefert.



Bei den ersten Stellproben wird deutlich, dass einerseits die Höhe von bis zu 22 cm für unseren Einsatz zu hoch für unsere Module ist. Andererseits sind selbst die Kronen Waldbirken noch zu groß, um eng an eng zum vorgesehenen Wald gesetzt zu werden. Im Hintergrund ist eine Waldkiefer zu sehen, die wir zwischen die Birken setzen wollen, weil diese auch oft in der Gesellschaft von Birken wachsen.



Hier sind im Vergleich eine gewöhnliche Birke (links) und eine Waldbirke zu sehen, die eine deutlich schlankere Krone und einen längeren Stamm ohne Äste aufweist.



Da selbst die Krone der Waldbirke recht voluminös ist, habe ich je nach Bedarf die unteren Äste mit einem Seitenschneider abgeknipst, so dass die Bäume enger gesetzt werden können. Damit kann der Eindruck eines Birkenwaldes besser wiedergegeben werden. Die Abschnitte der Äste werden nicht weggeworfen, denn diese werden später als junge Birken zwischen die höheren Bäume gesetzt.



Der Stamm der MBR-Birken besteht aus verdrilltem Draht und sind in gewisser Weise noch flexibel. Das kommt unserer Verwendung an einer Böschung sehr entgegen. Der Drahtkern ist mit einer gipsartigen Masse umhüllt, die mit ihrer rauen Struktur die Birkenrinde gut nachbildet. Um den Stamm zu kürzen, wird an der gewünschten Stelle mit dem Seitenschneider die Rinde leicht eingeritzt. Die Rinde kann dann zerbröselt und leicht abgerieben werden.



Einige der Drähte werden anschließend abgewickelt, so dass ein kürzerer dicker Stamm entsteht. Die überstehenden Drähte werden gekürzt, ein längerer, dünner Dorn in der Mitte bleibt stehen, um den Baum später damit in den Untergrund zu stecken.



Anschließend wird der Stamm bei Bedarf farblich nachgearbeitet. Wenn sich die Rinde zu weit gelöst kann, kann sie mit Spachtelmasse oder pastös angemachter Acrylfarbe repariert werden. Zunächst wird ein gebrochenes Weiß tupfend aufgetragen, so dass die Rauheit der Rinde erhalten bleibt.



Mit fast trockenem Pinsel wird dann ein schwarzbraun ganz leicht quer zum Stamm aufgetragen, so dass sich die typische Zeichnung der Rinde ergibt.



Abschließend wird der gesamte Stamm mit einem braun-grünen Washing versehen, mit dem auch der ausgebesserte Teil an die Krone angeglichen wird.



Ich habe alle Waldbirken um etwa 2 bis 5 cm eingekürzt, um die maximale Höhe nicht zu überschreiten, die unsere Transportbretter zulassen, und um eine größere Varianz der Bäume zu erhalten.



Hier ist die Serienfertigung der »Baumschule« gut zu erkennen. Die Stämme sind bereits eingekürzt – bis auf den unbearbeiteten Baum rechts unten. Links oben ist eine doppelstämmige Birke aus zwei Waldbirken entstanden. Dazu werden die Stämme miteinander verdrillt. Anschließend wird der Stamm mit Spachtelmasse geglättet und mit neuer Rindenstruktur versehen. Dieser Baum wird dann aber als Solitär an einem anderen Ort und nicht im Birkenhain stehen.



Nachdem ich alle Bäume entsprechend vorbereitet hatte, konnte das »Anpflanzen« am vorgesehenen Ort beginnen. Mit einem Dorn wurden Löcher in den Untergrund gestochen, in die die Birken zuerst lose eingesteckt wurden. Stämme und Äste wurden so gebogen, dass sie sich an die Hanglage anpassen und eng an eng stehen können. Am Waldrand wurden z.T. normale Birken mit Ästen bis zum Boden und kleinere Birken gesetzt. Insgesamt ist der Birkenhain knapp 2 m lang und zwischen 20 und 40 cm breit.



Nachdem der Wald »roh« zusammengestellt ist, kann im nächsten Schritt der Boden vorbereitet werden. Da das Blattkleid von Birken ziemlich lichtdurchlässig ist, ist der Boden von Birkenwald durchgehend bewachsen. Neben längeren Grasfasern kommen hierfür Bodendecker aus Heki-Mikroflor und verschiedene Laubmatten für kleinere Büsche zum Einsatz. Weitere Büsche von MBR, die Abschnitte der Birkenäste und selbstgebaute Büsche aus belaubtem Meerschaum ergänzen den Bodenbewuchs.



Die Birken werden dafür Stück um Stück aus der Landschaft herausgenommen, um an den Boden zu kommen. Die Standorte der Bäume werden dabei mit Zahnstochern markiert, da die Löcher später kaum aufzufinden sind.



Am östlichen Ende werden im Anschluss an die Kiefer und zum Rand hin niedrigere Birken (Größe 12–16 cm) und dichteres Buschwerk gesetzt. Die Bäume werden genauso wie das Buschwerk mit lösungsmittelhaltigem Alleskleber von Tesa festgeklebt. Dieser wird immer wieder empfohlen und leistet auch hier gute Dienste.



Zum Abschluss folgen nun noch ein paar Bilder des vorläufigen Endergebnisses. Der Birkenwald selbst ist nunmehr fertiggestellt. Die Übergänge zu Grasflächen und Buschwerk werden später sicher nochmals angepasst. Es ergibt sich jetzt der vorbildgerechte Eindruck des dichten Bewuchses zwischen der tiefer liegenden Strecke nach Eschwege und der weiter oben liegenden Strecke nach Großalmerode bzw. des Anschluss der Zeche Frielendorf dazwischen.







Nachdem der Birkenhain nun fertiggestellt ist, kann die Ausgestaltung des dichten Bewuchses auf der anderen Seite entlang der Strecke nach Eschwege weitergehen. Dort sind allerdings auf Vorbildfotos keine Bäume, sondern nur niedrigeres Buschwerk zu erkennen – so wie es jetzt bereits in seiner Grundform zu erkennen ist. Die hohe Böschung neben dem Ziehgleis parallel zur Strecke nach Velmeden war in den 1950er- und 60er-Jahren übrigens weitgehend frei von Bewuchs, so dass hier nur noch wenig zu tun sein wird.

Bis zum nächsten FREMO-Einsatz des Bahnhofs im Oktober ist noch genügend zu tun …

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